Holzschutzmittel: geschütztes Holz – gesundheitsgeschädigte Bewohner

1Holzverschalung

Der Xylamon-Prozess

Die massenhaft und bedenkenlos eingesetzten Holzschutzmittel der 1960er, 70er und 80er Jahre führten zum größten Umweltstrafverfahren der deutschen Justizgeschichte. Zwei Geschäftsführern des marktführenden Holzschutzmittelherstellers Desowag (BAYER) wurde vorgeworfen, sie hätten im Zeitraum 1978/79 fahrlässig und seit 1979 vorsätzlich gefährliche Körperverletzung begangen. Der Tatbestand: Sie hatten gesundheitsschädliche Holzschutzmittel in den Handel gebracht und damit die Gesundheit abertausender Menschen stark geschädigt. Und das, obwohl ihnen die Gefährlichkeit bekannt gewesen sei.

Xyladecor und Xylamon waren die Namen der Mittel, die Millionen ahnungslose Hausbesitzer, voller Vertrauen in Hersteller und Behörden, in ihre Häuser einbrachten. Sie waren überzeugt, mit dem Schutz ihres Holzes zu Hause etwas Positives zu bewirken. Suggerierten doch aufwendige Werbekampagnen die angebliche unbedingte Notwendigkeit, das Holz vor Insekten- und Pilzbefall zu schützen. Selbst der Gesetzgeber griff ein: Zwischen 1956 und 1989 mussten gar laut rechtsgültiger Norm alle neu erstellten Gebäude mit Holzschutzmitteln behandelt werden. Und das, obwohl bereits 1951 über Todesfälle in Verbindung mit PCP und Lindan berichtet wurde – eben jenen Bioziden, von welchen die Schutzwirkung vor Insekten und Pilzen ausging.

Keine Wirkung ohne Nebenwirkung

PCP, kurz für Pentachlorphenol, war das am meisten in Holzschutzmitteln eingesetzte Fungizid. Bis zu seinem Verbot 1989 erfolgte der Einsatz in großen Mengen. Man geht davon aus, dass fünf bis sechs Millionen Häuser mit der hochgefährlichen, eindeutig krebserzeugenden Chemikalie behandelt wurden. In vielen Fällen war das eingesetzte PCP zusätzlich mit Dioxin verunreinigt – einem der giftigsten Stoffe, den die Menschheit je entwickelt hat. Noch 5 Jahre vor dem Verbot von PCP wurde das Gift vom Bundesgesundheitsamt als „sicher nicht krebserregend“ bezeichnet.

Lindan, ein Insektizid und potentes Neurotoxin, war ein weiterer gefährlicher Bestandteil der Holzschutzmittel. Aufgrund seiner toxischen, krebserzeugenden und möglicherweise erbgutverändernden Eigenschaften darf es seit 1984 in Deutschland nicht mehr hergestellt werden. Sein Einsatz war aber bis 2007 in der EU erlaubt.

Holzschutzmittel sollten sicher vor Holzwurmbefall schützen.
„Xylamon Holzwurm-Tod ist ein sicheres Mittel für die Holzwurmbekämpfung. Es schützt gleichzeitig vor Neubefall“, war nebst einem lächelnden Männchen mit Daumen hoch auf dem Produkt der Desowag zu lesen.

So haben also die hochtoxischen Inhaltsstoffe PCP und Lindan nicht nur Holzwurm und Pilz zur Strecke gebracht, sondern auch die Gesundheit mehrerer 100 000 Menschen allein in den alten Bundesländern geschädigt.

Vergiftetes Holz

Bei dem verwendeten Giftcocktail aus PCP, Lindan und Dioxin, handelt es sich um schwerflüchtige Schadstoffe. Anders als bei leichtflüchtigen Schadstoffen bleiben die Schwerflüchter weitgehend am Material gebunden.

So ist die Gesundheitsgefahr durch Holzbalken, Holzverkleidungen und Dachstühle auch heute noch, Jahrzehnte nach Verbot der hochgefährlichen Inhaltsstoffe, gerade in Altbauen häufig ein Problem.

In etwa jedem zweiten Haus in Deutschland sind die gefährlichen Mittel eingebracht worden. Daher finden sich noch heute, Jahrzehnte nach der Anwendung, bei Untersuchungen z. T. extrem hohe Werte von PCP und Lindan in der Raumluft und im Hausstaub.

Für Dachstühle waren die gefährlichen Holzschutzmittel über 3 Jahrzehnte gesetzlich vorgeschrieben.
Behandeltes Holz kann bis zu 1000 mg/kg PCP enthalten. Mit der Anwesenheit von Dioxinen ist zu rechnen.

Vorsicht bei Sanierungen!

Zusätzliche Gefahren lauern bei Sanierungen. Werden behandelte Hölzer konventionell abgeschliffen, kommt es zur Freisetzung enorm hoher Schadstoffmengen. Aber auch energetische Sanierungen bergen ein Problem: Seit einigen Jahren werden Häuser dank Energiesparprogrammen gedämmt und luftdichtere Gebäudehüllen forciert. Wurden in den Gebäuden jedoch Holzschutzmittel oder andere Gifte angewendet, führt dies zu einem Problem: Es findet kaum mehr Luftwechsel statt und die Konzentraton der Schadstoffe im Innenraum steigt.

Ruinierte Gesundheit

Gesundheitsschäden bei zahlreichen Betroffenen führte zur Gründung der Interessengemeinschaft der Holzschutzmittel-Geschädigten (IHG) im Mai 1983. Diese stellte 1984 Strafanzeige gegen die Hersteller. Nach 5 Jahren Ermittlungsarbeit wurde 1989 eine rund 650 Seiten umfassende Anklageschrift vorgelegt. Die Staatsanwaltschaft war 2300 Strafanzeigen und hunderten dramatischen Leidensgeschichten nachgegangen. Doch ohne Erfolg: Im Juli 1990 hat die Umweltstrafkammer des Landgerichts Frankfurt/Main die Eröffnung des Verfahrens abgelehnt, ohne überhaupt in eine Beweisaufnahme einzutreten. Der Nachweis der Kausalität sei »nicht mit der für eine strafrechtliche Verurteilung zu fordernden Sicherheit zu erbringen«.

Desowag Geschäftsführer Hagedorn: „Wenn wir die Packungen ändern, machen wir doch im Nachhinein auf die Giftigkeit aufmerksam.“

Heute zeigen die wissenschaftlichen Arbeiten über die gesundheitlichen Auswirkungen von Holzschutzmitteln sowie Untersuchungen von Holzschutzmittel-Geschädigten, dass für die vielen Beschwerden und Erkrankungen die toxischen Einwirkungen eine entweder verursachende, auslösende oder verstärkende Rolle spielen. Manche Betroffene erlitten akute Gesundheitsschädigungen während der Verarbeitung, andere bekamen durch die jahrelange Ausgasungen chronische Vergiftungen. Organische Spätschäden traten teilweise noch nach 20 bis 30 Jahren auf. Tragisch: Treten Symptome schleichend oder erst lange Zeit nach der Holzbehandlung auf, werden sie meist nicht mit den Holzschutzmitteln in Zusammenhang gebracht.

Bei behandelten Hölzern befinden sich die Gifte in der äußeren Schicht des Materials.
In Holzschutzmitteln lag ein Mischungsverhältnis PCP mit Lindan von 10:1 vor. Etwa 90 % der Gifte befinden sich in den äußeren 3-5 mm der behandelten Hölzer. Die daraus resultierende Belastung der Raumluft führt zu z. T. zu erheblichen Sekundärkontaminationen der Raumausstattung.

Die Liste der Schädigungen durch Biozide ist lang

Die Liste der Symptome chronischer Vergiftungen durch PCP (und dessen Verunreinigung Dioxin) ist lang. So reicht die Palette von psychopathologischen Symptomen über neurologische, dermatologische zu allgemeinen und internistischen. Seit 1990 ist PCP als eindeutig krebserregend eingestuft. Es ist erbgutverändernd, fruchtschädigend, neuro- ,immun- und lebertoxisch.

Auch Lindan gilt als krebserzeugend. Es ist ein potentes Neurotoxin. Es steht in Verdacht Nervenschädigungen, Parkinson und Multiple Sklerose auszulösen, hat Auswirkungen auf das Immunsystem und steht in Verdacht zu Veränderung der inneren Organe und der Blutbildung zu führen.

Die Aufnahme der Gifte geschieht über vor allem die Haut und die Atmungsorgane. Bis heute ist nicht völlig geklärt, wie die Mittel auf den menschlichen Körper wirken.

Analysemöglichkeiten

Wenn Sie den Verdacht haben, dass in Ihrem Haus die gefährlichen Holzschutzmittel angewendet wurden, bringt eine baubiologische Analyse Klarheit. Betroffen sein können alle in Innenräumen verbauten Hölzer. Häufig wurde das gesamte Holz der tragenden Konstruktion, aber ebenso Fenster, Türen, Zargen, Wand- und Deckenverkleidungen, Fußböden, Treppen bis hin zu Möbeln mit dem Giftcocktail behandelt. Je nach individueller Situation können Material-, Staub- oder Raumluftproben genommen und analysiert werden. Besonders für PCP gibt es eindeutige Richt- und Grenzwerte, sodass sowohl Gesundheitsgefahren als auch Maßnahmen klar definiert sind.

„Die Geschichte geht weiter und fängt wieder von vorne an“

sagt Erich Schöndorf, Staatsanwalt und Ankläger des Xylamon-Prozesses. Ende 1991 wurde seiner Beschwerde stattgegeben und das Gerichtsverfahren schließlich zugelassen.

Nach insgesamt 12 ½ Jahren und 3 Urteilssprüchen endet der Strafprozess gegen die beiden Angeklagten im November 1996 mit einer Geldbuße. Sie müssen jeweils 100.000 DM (ca. 50.000 €) an die Gerichtskasse zahlen, die Fa. BAYER AG sowie die Deutsche Solvay GmbH, die Eigentümer der Desowag, müssen 4 Millionen DM (ca. 2 Millionen Euro) an die Universität Gießen überweisen, um dort einen Lehrstuhl für Toxikologie der Innenraumluft einzurichten. Somit ist der Prozess glimpflich für die beiden Angeklagten ausgegangen – als Begründung führt der Richter u. a. das fortgeschrittene Lebensalter der angeklagten Geschäftsführer an.

Staatsanwalt Schöndorf hat über ein Jahrzehnt für die Geschädigten gekämpft, aber auch gegen seinen Arbeitgeber, die Justiz. Mehrfach wurde von ihm gefordert, das Verfahren einzustellen, doch Schönberg ließ sich nicht kleinkriegen. Nach Prozessende quittierte er den Justizdienst. Er wurde Professor für öffentliches Recht und Umwelt. Zwei Jahre später wurde das Urteil wegen eines Formfehlers wieder aufgehoben.

Vergessen bleiben die Opfer der PCP- und lindanhaltigen Holzschutzmittel. Sie sind mehrfache Opfer eines Skandals: gesundheitlich, finanziell und menschlich.

Legal vergiftet, dann vergessen

SWR Doku (45 Min.): Die Holzschutzmittel Opfer – Xyladecor – Legal vergiftet, dann vergessen
Es gibt Tausende von Holzschutzmittelgeschädigten, die damals krank wurden. Und es gibt neue Opfer. Der sehenswerte Film schlägt einen Bogen vom Xylamon-Prozess bis zu den Inhaltsstoffen heutiger Holzschutzmittel.

Gefährlicher Schimmelpilzbefall: Myriaden* an Sporen in der Raumluft

Schimmelpilzbefall mit Sporenbildung

Cleveland, 1997. In der amerikanischen Großstadt erkranken ungewöhnlich viele Säuglinge an der Lunge. Von 30 schwer erkrankten Babys sterben 9. Die Häuser in denen die betroffenen Familien wohnen, haben eines gemeinsam: Aufgrund eines Hochwassers sind sie feucht. An den Wänden wuchern Schimmelpilze. Tatsächlich wird der Schimmelpilzbefall als Verursacher der Erkrankungen bestätigt.

1997 waren die Gefahren durch Schimmelpilze in Deutschland noch weitgehend unbekannt und wurden auch nicht untersucht. Es gab keine Richtwerte für Schimmelpilzgifte oder -sporen in Innenräumen, Mediziner nahmen Klagen über Schimmelpilze oftmals nicht ernst, die Baubiologie steckte noch in ihren Anfängen.

Gesundheitsgefahr durch Schimmelpilze

Vieles hat sich zwischenzeitlich geändert. Schimmel gilt heutzutage als ernstzunehmender gesundheitlicher Risikofaktor.

Im Fokus stehen dabei allergische Reaktionen, besonders Asthma aber auch Beschwerden wie Schnupfen, Husten, Bronchitis, Atemnot, Hautreaktionen oder Augenbrennen. Schimmelpilze können aber auch zu schweren Infektionen, besonders in der Lunge, führen.

Verursacher sind Sporen, die Schimmelpilze zu ihrer Fortpflanzung ausbilden. Übertragen durch die Luft erreichen sie so neue Lebensräume. Sporen dienen übrigens auch der Überdauerung, sollten ungünstige Lebensbedingungen zum Absterben der Schimmelpilze führen.

Schimmelsporen sind winzig, mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen. Ihre Größe liegt meist unter 10 µm, das ist kleiner als 1/100 Millimeter! Ein Gramm Staub kann mit Millionen von Schimmelpilzsporen belastet sein!

Schimmelpilzsporen gelangen durch Einatmen in die Lunge.

Besonders gefährdete Personen

Der gesunde Mensch kann eine gewisse Menge an Schimmelpilzen und Sporen in der Regel gut abwehren. Dies setzt jedoch ein intaktes Immunsystem voraus. Gefährdet sind all jene Personen, deren Immunsystem noch nicht oder nicht mehr völlig fit ist. Dies betrifft im Besonderen:

  • Säuglinge und Kinder
  • Menschen mit Immunschwächekrankheiten
  • Menschen die eine immunsuppressive Therapie / Chemotherapie bekommen
  • Menschen mit Mangel an weißen Blutkörperchen (Leukozyten)
  • Leukämiekranke
  • Alte und kranke Menschen
  • Coronapatienten

Schimmelpilze und das Immunsystem

Doch Schimmelpilzsporen können auch das Immunsystem von Gesunden schädigen und für Krankheiten anfällig machen. Wie stark sich Schimmelpilze auf die Gesundheit auswirken, hängt von verschiedenen Faktoren ab: der Zeit, der man den man Sporen ausgesetzt ist, der Menge der Sporen und der Art des Schimmelpilzes.

Besonders gefährliche Schimmelpilze

Schimmelpilze finden sich überall in der Natur. Sie übernehmen dort die wichtige Aufgabe der Zersetzung von organischen Abfällen. Man schätzt, dass es etwa 250.000 Schimmelpilzarten gibt – eine enorme Artenvielfalt!

zitrone verschimmel
verschimmeltes Brot 3

An und in Häusern wurden etwa 200 verschiedene Arten ermittelt. Rund 40 davon werden als gesundheitsschädlich eingestuft.

Manche Schimmelarten haben aggressivere Sporen als andere. Einige enthalten auch teilweise gefährliche Mykotoxine. Das sind Schimmelpilzgifte, die im Körper schwerste Krankheiten auslösen können. Neben der Lunge können auch Haut, Ohren, Nebenhöhlen, weitere innere Organe und sogar das zentrale Nervensystem befallen werden.

Die Gefahr durch Schimmelsporen nicht unter- aber auch nicht überschätzen!

Ein kleiner Schimmelfleck an der Wand stellt für Gesunde noch kein lebensbedrohliches Risiko dar.

Doch ab einer Befallsfläche von 50 cm² – das entspricht etwa einem Quadrat von 7 x 7 cm – oder falls Personen mit höherem Risiko im Haushalt leben, sollte man unverzüglich aktiv werden.

Was kann ich vorsorglich tun, um Schimmel zu vermeiden?

Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie sollte jeder unbedingt auf sein Immunsystem achten. Daher sollte auch der Vermeidung von Schimmel entsprechende Aufmerksamkeit gegeben werden.

Also dem Schimmelpilz das Leben schwer machen! Schimmelpilze lieben Feuchtigkeit, Wärme und Nährstoffe.

Daher sollten Sie folgendes tun:

  • Achten Sie auf Sauberkeit, dann bieten Sie Schimmelpilzen wenig Nährstoffe.
  • Verwenden Sie alkalische Materialien, denn die mag der Schimmelpilz nicht.
  • Achten Sie auf eine relative Luftfeuchtigkeit unter 55%.
  • Lüften Sie regelmäßig und ausreichend, besonders wenn Feuchte produziert wurde. Dies geschieht besonders beim Kochen, Duschen, Waschen und im Schlafraum

Hilfe, bei mir ist ein Schimmelpilzbefall!

Sichtbarer Schimmelpilzbefall sollte mikrobiologisch untersucht werden. Probenahme und Analyse durch ein Fachlabor gehört zum Aufgabenspektrum der Baubiologie Perner Neidhardt. So kann das Gesundheitsrisiko eingeschätzt werden.

Schimmelpilz P2

Eine baubiologische Untersuchung der Raumluftparameter sowie der Oberflächen und -temperaturen ist nötig, um der Ursache des Schimmelpilzbefalles auf den Grund zu gehen. Nur die Ursachenbekämpfung hält Ihnen den Schimmelpilz dauerhaft vom Leib, bzw. vom Haus!

Oft liegen Beschwerden oder Verdachtsmomente vor (z.B. als Resultat einer medizinischen Untersuchung auf Schimmelpilzbelastung) obwohl kein Befall sichtbar ist.

Hier hilft die baubiologische Analyse der Raumluft weiter. Mit dieser Methode kann auch versteckter Schimmelbefall aufgedeckt werden.

*Eine Myriade ist eine sehr große Anzahl von etwas, also eine derart große Menge, dass sie nicht ohne Weiteres genau abgezählt werden kann.

baubiologische Messtechnik . kompetente Beratung . individuelle Lösungen