In unserer modernen, hochtechnisierten Gegenwart mit ihren oftmals oftmals gesichts- und charakterlosen Wohnbebauungen haben Altbauten für zahlreiche Menschen einen ganz besonderen Reiz.
Altbauten bieten vielfach geräumigen und interessant geschnittenen Wohnraum. Historisches Mauerwerk oder schönes altes Holz verleihen Altbauten außergewöhnlichen Charme. Gerade Einfamilien- oder Doppelhäuser bestechen oft mit großzügigen Gärten und altem Baumbestand.
Doch Altbauten haben auch eine Schattenseite: sie können schadstoffbelastet sein. Betroffen sind Gebäude, die zwischen den 1950ern und 1980ern (manchmal sogar noch in den 1990ern) erbaut oder in dieser Zeit saniert wurden. Und somit sind leider fast alle Altbauten betroffen.
Sanierung und Entsorgung von schadstoffbelasteten Bauteilen können aufwendig und teuer sein. Und wenn Bauherren selbst sanieren, kann die Sanierung eines belasteten Altbaus zur ernstzunehmenden Gesundheitsgefahr werden.
Problematische Stoffe der 1950er bis 1990er Jahre
Die Nachkriegsjahrzehnte waren geprägt von industriell-technischem Fortschritt aber gleichzeitigem mangelndem Bewusstsein gegenüber gesundheitlichen Gefahren, die dieser Fortschritt mit sich brachte.
Unwissenheit von Bauherren, Unkenntnis und mangelnde Verbreitung des Wissens um Gesundheitsgefahren aus chemisch-industriellen Produkten wie neuen Baumaterialien und -stoffen, sowie auch die damalige Gesetzgebung führten den dazu, dass problematische Stoffe in großen Mengen in Häuser gelangten. Diese Stoffe belasten die Innenraumluft und letztendlich die Gesundheit der Bewohner teils bis heute.



Die eingesetzten Schadstoffe – also jene Stoffe, die entweder selbst, in Zusammenwirken mit anderen Stoffen oder durch ihre Abbauprodukte Menschen oder Umwelt schädigen sowie zu einer Wertminderung oder Nutzungseinschränkung führen – sind äußerst langlebig und beständig. Daher bestehen die Probleme vielfach heute noch, auch wenn viele der Stoffe schon seit Jahren und Jahrzehnten aufgrund ihrer Gefährlichkeit verboten sind.
Ist mein Altbau schadstoffbelastet?
Eine erste Orientierung bietet das Baujahr. Viele der gefährlichen Stoffe hatten eine typische Einsatzzeit, beginnend mit der Produkteinführung meist mehrere Jahrzehnte bis zum Verbot. Doch gerade im Privatbereich wurden gefährliche Produkte wie z.B. Holzschutzmittel auch noch lange nach dem offiziellen Verbot in Form von Produkt-Altbeständen eingesetzt. Bei Altbauten, die aus der Vorkriegszeit stammen, gilt es festzustellen, ob im fraglichen Zeitraum Sanierungs- oder Renovierungsarbeiten durchgeführt wurden.
Auffällige Gerüche können ein Hinweis auf eine Schadstoffproblematik sein.
Auch sollten Sie mit offenen Augen durch das Gebäude gehen und nach möglichen Schadstoffquellen Ausschau halten.
Generell gilt: Wenn Gebäude vor 1995 erbaut wurden, sollte sie aufmerksam sein und am besten vor dem Einzug oder der Sanierung Schadstoffuntersuchungen vornehmen. Nur so können Sie böse Überraschungen vermeiden.
Typische Schadstoffe in Altbauten
Holzschutzmittel
Holzschutzmittel gehören zu den gefährlichsten Schadstoffen in Altbauten. Vor allem die Wirkstoffe Pentachlorphenol (PCP) und Lindan zum Holzschutz verwendet. PCP ist als erbgutverändernd, krebserzeugend und fruchtschädigend eingestuft. Obwohl die gefährliche Substanz bereits seit mehreren Jahrzehnten verboten ist, finden sich heute noch in vielen Häusern teils hohe Konzentrationen. PCP ist aufgrund seiner extremen Toxizität einer der wenigen Innenraumschadstoffe, für den es gesetzlich bindende Höchstwerte gibt. Die Verbrennung von PCP-haltigem Holz setzt Dioxine frei – mit die gefährlichsten Stoffe, die überhaupt bekannt sind. PCP-behandeltes Holz muss gesondert entsorgt werden.
Auch problematisches Teeröl (Markenname: Carbolineum) wurde bis Anfang der 1990er Jahre noch in Innenräumen angewendet.

Formaldehyd
Das krebserzeugende und reizende Formaldehyd wurde bis in die 1970er Jahre in sehr hohen Konzentrationen im Holzbau eingesetzt. Alte Spanplatten aus Boden- oder Wandaufbauten gasen daher immer noch zum Teil hoch bedenkliche Konzentrationen des gasförmigen Stoffes aus. Oft werden in Altbauten die Vorsorgewerte des Umweltbundesamtes oder der WHO deutlich überschritten. Besonders betroffen sind ältere Fertighäuser.
Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK)
Als ebenfalls krebserregend gelten die sehr schwer abbaubaren PAK. Zu den bekanntesten PAK gehören Naphtalin, Anthracen oder Benzo[a]pyren, wobei letzteres die stärkste krebserzeugende Wirkung aufweist. Typische Quellen für PAK in Altbauten sind teer- bzw. bitumenhaltige Materialien wie sie als Dachpappen, Trennschichten (Teerpappe), Isolieranstrichen und vor allem Parkettkleber bis in die 1970er Jahre eingesetzt wurden.


Durch Risse und Fugen im Parkett gelangen die PAK in den Hausstaub und gefährden insbesondere Klein- und Krabbelkinder, welche den bodennahen Schwebstaub aufnehmen. Auch Holz, das mit Teeröl zum Holzschutz gestrichen wurde, ist PAK belastet.
Polychlorierte Biphenyle (PCB)
Bis 1978 wurden PCB u.a. in Lacken, Dichtungsmassen, Schmierölen, Brandschutzfarben, Bundsteinputzen und Kunststoffen verwendet. Das PCB Verbot 1978 betraf zunächst nur die Verwendung in „offenen Systemen“.
PCB-belastet sind zwar überwiegend öffentliche Gebäude und Plattenbauten. Aber auch Parkettkleber oder dauerelastischen Dichtungsmassen (meistens Fugendichtungen in Innen- und Außenfugen) können in Altbauten PCB-haltig sein. Weitere Quellen in Innenräumen sind PCB aus defekten Kondensatoren („geschlossene Systeme“), oder Schalöl aus dem Betonbau sowie Akustik-Deckenplatten. PCB gelten als krebserregend und hormonwirksam.
Asbest und künstliche Mineralfaser (KMF)
Den meisten Hausbesitzern sind die Faserzementplatten an der Hausfassade (Eternitplatten) als asbesthaltige Bauelemente bekannt. Aber Asbest lauert in Altbauten auch in Fliesenklebern, Spachtelmassen und Putzen, Anstrichen, Bodenbelägen und Isolierungen. Das Asbestverbot trat erst 1993 in Kraft, daher ist in allen Gebäuden, die zuvor errichtet wurden, generell mit Asbest zu rechnen. Sehr gefährlich wird es, wenn asbesthaltige Putze entfernt, asbesthaltige Kleber abgeschliffen, oder sonstige mechanische Arbeiten an asbesthaltigen Materialien durchgeführt werden, die die gefährlichen, lungengängigen, lungenkrebserzeugenden Fasern freisetzen. Solche Arbeiten sollten ausschließliche von Fachfirmen unter Einhaltung sämtlicher Schutzmaßnahmen durchgeführt werden, um sowohl den Selbstschutz des Handwerkers als auch den Schutz der Nutzer zu gewährleisten.
Ebenso lungengängig und lange in ihrer Gefährlichkeit unterschätzt sind die künstlichen Mineralfasern („Glaswolle“), die als Dämmstoffe eingesetzt wurden. Ist das Produkt vor 1996 hergestellt worden, gilt es als potenziell krebserregend. Erst seit 2000 ist Mineralwolle sicher und nicht mehr gesundheitsgefährdend.

Analysemöglichkeiten
Ob und in welchem Maße und durch welche Schadstoffe ein Gebäude belastet ist, lässt sich nur durch entsprechende Analysen klären. Wie groß die Gesundheitsrisiken sind, hängt nicht nur von den Stoffen und ihrer Konzentration ab, sondern auch davon ob und wie das belastete Material beansprucht wird. Manche Stoffe gasen kontinuierlich aus, belasten so die Raumluft dauerhaft und werden von den Bewohnern eingeatmet. Aber auch im Hausstaub lagern sich problematische Stoffe an, die dann ebenfalls über Atmung sowie Hautkontakt oder Verschlucken in den menschlichen Körper gelangen. Andere Stoffe, wie z.B. Asbest, werden erst problematisch, wenn sie mechanisch beansprucht werden. Dies betrifft besonders Sanierungen. Aber auch durch Witterung, Undichtigkeiten oder Risse können sich Schadstoffe lösen.
Die baubiologische Analysemöglichkeiten, Schadstoffen in Altbauten auf die Spur zu kommen, sind zahlreich. Prinzipiell können nur die Schadstoffe gefunden werden, nach denen auch gesucht wird. Je nach Aufgabenstellung, Baugeschichte und Budget empfehle ich Ihnen ein sinnvolles Analysepaket.
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