Allergien in Innenräumen: tränende Augen, Niesreiz, Husten

rinnende Nase | Allergie

Das sind die typischen Symptome einer Allergie. Inzwischen sind rund ein Drittel der Bevölkerung betroffen. Die Tendenz war in den letzten Jahrzehnten steigend. Und Experten sind sich einig: Alles weist darauf hin, dass Allergien auch in Zukunft weiterhin zunehmen werden. Neben dem klassischen Heuschnupfen, der Betroffene saisonal überwiegend im Außenraum quält, gibt es jedoch auch eine Vielzahl an Allergenen, die vorrangig in Innenräumen sind und Allergiker das ganze Jahr über belasten.

Entstehung einer Allergie

Eine Allergie ist eine Überreaktion auf körperfremde Stoffe, in der Regel Proteine. Allergene können über verschiedene Wege in den Körper gelangen: über die Luft, über die Nahrung, über die Haut oder über eine Injektion. Einmal sensibilisiert – dies bedeutet, dass IgE Antikörper nachweisbar sind – kann es zu Allergien kommen. Untersuchungen haben gezeigt, dass 51 % der Bevölkerung für mindestens ein Allergen sensibilisiert ist.

Ob sich nun nach Sensibilisierung bei erneutem Kontakt mit dem Allergen eine Allergie zeigt oder nicht, hängt von verschiedenen Faktoren ab.

  • von der genetischen Disposition: Ist ein Elternteil Allergiker, hat das Kind eine 30 %ige Wahrscheinlichkeit, selbst Allergiker zu werden. Sind beide Elternteile Allergiker, erhöht sich das Risiko für das Kind sogar auf 70 %.
  • der Exposition gegenüber dem Allergen: Ein einmaliger Kontakt führt in der Regel nicht zu einer Allergie. Je mehr man dem Allergen ausgesetzt ist, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit für eine Allergie. Dies bezieht sich sowohl auf die Menge als auch auf die Dauer der Exposition.
  • der Allergiepotenz der Substanz: Substanzen haben ein unterschiedliches Allergiepotenzial. Als starke Allergene gelten beispielsweise Beifuß oder die sich immer weiter ausbreitende Ambrosia (Ragweed). Hier genügen bereits geringste Mengen, eine Allergie auszulösen.
  • der Abwehrlage, also dem individuellen Immunsystem
Allergen Beifuß
Beifuß (Bild) hat eine weiße Blattunterseite. Ambrosia unterscheidet sich durch eine grüne Blattunterseite. Laut Bundesumweltamt hat Ambrosia ein 5-mal höheres Allergiepotenzial als Gräserpollen.

20 000 Atemzüge am Tag

Täglich atmen wir rund 20 000 Mal. So strömen mindestens 10 000 Liter Luft in unsere Lunge und mit ihr eine Vielzahl von Allergenen. Die in der Luft enthaltenen Allergene gelangen aber auch auf die Schleimhäute von Augen oder Nase. Bei Allergikern kommt es zu Allergie-Symptomen wie einer rinnenden Nase, juckenden, tränenden Augen, Hustenreiz oder Atemnot. Auch geschwollene oder gerötete Schleimhäute, Asthmaanfälle oder unspezifische Beschwerden wie Kopfschmerzen und Müdigkeit können allergische Symptome sein.

Es ist sinnvoll, Allergene in Innenräumen zu vermeiden

Hohe Mengen an Allergenen sollten in Innenräumen nicht vorkommen. Auch wenn keine Allergie besteht, ist es empfehlenswert hier im Sinne der Vorsorge zu handeln, um einer Sensibilisierung entgegenzuwirken. Dies gilt insbesondere, wenn Kinder oder Schwangere im Haushalt leben. Eine Sensibilisierung kann zwar in jedem Lebensalter stattfinden, Kinder sind aber besonders empfindlich.

Kleinkind Allergie
Ein Großteil der Allergene in Innenräumen befinden sich im Bodenbereich und bis zu ca. 60 cm darüber.

Oft treten die Symptome einer Allergie nach einem Umzug in eine neue Wohnung, einer Sanierung, der Anschaffung neuer Möbel oder bei Schimmelbefall in der Wohnung auf. Die Betroffenen waren bereits sensibilisiert, kommen nun in erneuten Kontakt mit erhöhten Mengen des Allergens und reagieren mit den typischen Symptomen. Auch eine veränderte Abwehrlage des Körpers durch eine Krankheit oder einen medizinischen Eingriff kann dazu führen, dass sich eine Allergie zeigt.

Typische Quellen von Allergenen in Innenräumen

Zu den häufigsten Allergenen in Innenräumen gehören Schimmelpilzsporen. Neben dem Allergierisiko, das einige Schimmelpilze bergen, sind diese auch wegen einer möglichen toxischen oder pathogenen Wirkung unbedingt zu meiden.

Auch das krebserregende Formaldehyd ist ein potentes Allergen. Erhöhte Mengen finden sich vorwiegend in älteren Fertighäusern und älteren Holzwerkstoffen. Früher wurde Formaldehyd auch zur Konservierung von Farben eingesetzt. Inzwischen wurde es von Isothiazolinonen abgelöst – die ebenfalls allergische Reaktionen provozieren.

Viele flüchtige organische Verbindungen (VOC) aus Baumaterialien, Einrichtungsgegenständen, Farben oder Lacken können Allergien auslösen oder allergieähnliche Symptome wie Reizungen der Augen, Atemwege oder der Haut hervorrufen. Dazu gehören insbesondere Terpene, Aromaten, Alkohole, Glykole, Phenole und Kresole sowie Aldehyde.

tränende juckende Augen | Allergie
Chemikalien können sensibilisierend wirken und Allergien auslösen. Sie können aber auch Reizungen von Augen, Atemwegen oder der Haut hervorrufen und somit zu allergieähnlichen Symptomen führen.

In Betten befinden sich Hausstaubmilben. Nicht die Tierchen selbst, sondern deren Ausscheidungen sowie die Milbenschalen verursachen Allergien.

Mit der baubiologischen Messtechnik Allergenen auf der Spur

Empfohlene Untersuchungen für Allergene in Innenräumen:

SchimmelLiegen erhöhte Sporenkonzentrationen vor? Handelt es sich um Schimmelgattungen mit Allergiepotenzial?
Formaldehyd / AldehydeLiegen erhöhte Mengen an Formaldehyd und weiterer Aldehyde vor?
IsothiazolinoneLiegen erhöhte Mengen an Isothiazolinonen vor?
VOC-ScreeningLiegen erhöhte Konzentrationen an flüchtigen organischen Stoffen vor, die entweder sensibilisierend wirken oder reizend und somit allergieähnliche Symptome auslösen können? Dazu gehören Duftstoffe, Terpene, Aromaten, Alkohole, Aldehyde, Glykole, Phenole oder Kresole.
HausstaubmilbenLiegt im Hausstaub eine erhöhte Anzahl an Hausstaubmilben vor?
Alle diese Untersuchungen finden Sie im Leistungsumfang der Baubiologie Perner Neidhardt

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Chloranisole: hartnäckiger Mief im Haus

H Chloranisole rotated

Der Schock der Besucher ist intensiv und lange anhaltend – ganz im wahren Sinn des Wortes. Für die Besitzer betroffener Häuser können Chloranisole gar existenzbedrohend sein. Nicht nur, dass Immobilien enormen Wertverlust erleiden, auch soziale Ächtung kann die Bewohner treffen.

Hören Sie diesen Text als Audio-Podcast. Gesprochen von Malte Friedrich.

Modrig-muffig und manchmal ultra-intensiv

Bei Chloranisolen handelt es sich um stark riechende Verbindungen, deren Geruch zunächst recht unspektakulär an modrig-muffigen Schimmelgeruch erinnert. Oftmals wird er auch dahingehend (miss!-) interpretiert. Erschwerend für eine richtige Diagnose kommt hinzu, dass Mikroorganismen wie Schimmel oder Bakterien bei der Entstehung von Chloranisolen beteiligt sind. Daher wird ihnen der Geruch vielfach alleinig angelastet. Man begibt sich also auf eine Spurensuche entlang des falschen Weges, was zur Folge hat, dass die wahre Ursache der Geruchsbelästigung im Verborgenen bleibt.

Chloranisole setzen sich in der Kleidung fest. Die Kleidung riecht muffig.
Die Penetranz von Chloranisolen kann enorm sein.

Nach nur wenigen Stunden in einem betroffenen Haus können Kleidung und Haare auch nach Tagen und mehreren Waschgängen noch deutlich riechen. Anders ist jedoch die Wahrnehmung der Bewohner betroffener Häuser: Das Gehirn blendet den Geruch nämlich nach relativ kurzer Zeit aus und so wird er von den Betroffenen nicht mehr wahrgenommen.

Sind Chloranisole gesundheitsschädlich?

Da nach bisherigen Erkenntnissen Chloranisole toxikologisch unbedenklich sind, gäbe es ja kein Problem. Bis…?

Ja, bis die Bewohner das Haus verlassen. Aufgrund der Anhaftung an der Kleidung, kommt es jetzt zur Belästigung Dritter. Diese vermeiden nun möglicherweise Kontakt zu den Bewohnern chloranisolbelasteter Gebäude. Die Wirkung der Chloranisole wird daher als „soziale Toxizität“ bezeichnet. Und zu wissen, einen unangenehmen Geruch auszustrahlen, wird von Betroffenen oft als große Belastung empfunden.

Sanierungen sind kostspielig und nicht immer möglich, befallene Objekte schwer verkäuflich. Und: Oft sind Chloranisole die Folge der hochtoxischen Chemikalie Pentachlorphenol. Dieser schwarze Peter steckt dann irgendwo im Haus.

Quellen von Chloranisolen

Chloranisole wurden niemals in Innenräumen direkt eingesetzt. Sie sind vielmehr (oft unkalkulierbare) Abbauprodukte anderer Substanzen. Sie können aus Stoffen wie Chlorbenzolen, Chlorphenolen und anderen Phenolen entstehen. Dies geschieht vor allem dann, wenn diese Stoffe Feuchtigkeit und mikrobieller Aktivität ausgesetzt sind: also wenn Schimmelpilze oder Bakterien aktiv werden.

2003 wurde der Chloranisolgeruch in der Raumluft erstmals identifiziert. Bis dahin kannte man Chloranisole nur in Flüssigkeit, nämlich im Wein: als jene Verbindungen, die den Korkton verursachen. Sind sie aber in der Luft, verbreitet sich jener schimmelig-muffige Geruch.

Trichloranisol ist bekannt als Korkton im Wein.
Gewusst? Chloranisole sind zumindest jedem Weintrinker geschmacklich bekannt, denn sie sind die Verursacher des Korkgeschmacks.

Die bestimmenden Hauptvertreter in der Innenraumluft sind 2,4,6-Trichloranisol (TCA) und 2,3,4,6-Tetrachloranisol (TeCA). Das TCA gehört zu den ultra-intensiven Verbindungen. Bereits 2 ng/m³ Luft können zu einer Geruchsbelästigung führen. Das sind 0,000000002 g in einem Kubikmeter Luft!

Bekannt wurden die Chloranisole in der Luft als „Fertighausgeruch“. Denn sehr bald nach ihrer Entdeckung war klar: Der Geruch ist vor allem ein Thema in älteren Fertighäusern.

Der „Fertighausgeruch“

In Fertighäusern, besonders jenen der 70er Jahre, spielt der Abbau des inzwischen verbotenen, hochtoxischen Ausgangsprodukts Pentachlorphenol (PCP) die entscheidende Rolle. Die Chemikalie wurde als Fungizid eingesetzt. Man behandelte mit PCP-haltigen „Holzschutzmitteln“ bis 1989 Holzverkleidungen, Holzbalken und Holzständer, Fenster, Türen, Fußböden und Einrichtungsgegenstände. Wird PCP durch Bakterien oder Pilze abgebaut, führt eine chemische Reaktion zur Bildung der höchst unangenehmen Gerüche.

baubiologisch Materialproben zur Quellensuche
Materialprobenahme: Zur Verminderung der Geruchsbelastung betroffener Häuser müssen die hauptsächlichen Geruchsstoffe sowie deren Geruchsintensität identifiziert werden.

Beim Kauf einer solchen Immobilie sollte im Vorfeld ein umfassender Gebäudecheck durchgeführt werden, um mögliche Schadstoff- und Geruchsprobleme feststellen zu können. Neben Chloranisolen und PCP können andere „Holzschutzmittel“, Formaldehyd, Chlornaphtaline oder Schimmel problematisch sein.

Sekundärquellen

Chloranisole haben die Eigenschaft, andere Bauteile oder auch Möbel „anzustecken“. Diese werden dann ihrerseits zu weiteren Quellen des unangenehmen Geruchs, den sogenannten Sekundärquellen. Ist beispielsweise eine Spanplatte in der Wand die Quelle, so werden auch Teppiche, Sofa, Vorhänge und weiteres zu zusätzlichen Quellen.

Chloranisole oder Schimmel?

Der Geruch von Chloranisolen ist von Schimmelgeruch schwer zu unterscheiden. Wie kann nun festgestellt werden, ob Chloranisole oder Schimmelpilze oder gar beide für den muffigen Geruch in Haus verantwortlich sind? Für Klarheit sorgt hier nur eine professionelle Raumluftanalyse.

Seit einigen Jahren gibt es hierfür eine Bewertungsgrundlage, welche die gemessenen Konzentrationen einstuft. Chloranisole treten in der Innenraumluft in einem Gemisch von mehreren Verbindungen auf. Der daraus errechnete „Geruchswert“ gibt an, ob die Mischung in der Raumluft geruchlich wahrgenommen wird und somit ursächlich für die Geruchsbelästigung ist. Auch wird bewertet, wie intensiv der Geruch vorliegt.

Haben Sie Verdacht auf eine Chloranisolbelastung der Raumluft, bringt eine Raumluftuntersuchung Klarheit!